Reallabor Oder Delta

In was für Landschaften wollen wir eigentlich leben? Und in was für Landschaften können wir leben? Dies ist die Kernfrage unter der sich unterschiedliche Projekte in der Region Stettiner Haff / Oder-Delta zusammen finden und in Austausch gehen.

Wir haben kein Wissensproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. In diesem Sinne entsteht in Rothenklempenow ein Reallabor! 

Der praxisorientierte Innovationsraum bietet die Möglichkeit, neue Transformations-Ideen und -Strategien zu testen. 

Im Rahmen des Reallabors sollen in Zukunft Projekte und Experimente ermöglicht werden, um die sozial-ökologische Transformation voranzutreiben. 

Der in Rothenklempenow besondere Rahmen eines praxisorientierten Innovationsraums bietet die Voraussetzungen, um von der Theorie in die Praxis zu gelangen.

Das übergeordnete Ziel des Reallabors ist die Entwicklung von Lösungen zur Erreichung der Klimaziele sowie des UN-Dekaden-Ziels der Wiederherstellung der Ökosysteme mit Fokus auf das Landwirtschafts- und Ernährungssystem.

Ziel des Reallabors ist es, systemische Hebel und Wirkmechanismen für eine sozial-ökologisch-ökonomische Transformation zu identifizieren und praxistaugliche Lösungsansätze zu entwickeln, zu erproben und zu verbreiten.

Zur Erreichung des Ziels sollen Test-Flächen, ein Food Lab, eine Vernetzungsstelle, CoWorking-Räume und eine digitale Plattform entstehen. Die Gebietskulisse des Reallabors erstreckt sich in der Region Mecklenburg-Vorpommern sowie Polen zugleich und ist vor allem dort, wo Aktivität ist. 

Projekte:

Pilotprojekt “Systemanalyse Landwirtschaft” im Reallabor Rothenklempenow

Warum braucht es das Projekt?

Eines der ersten Pilotprojekte im Rahmen des Reallabors hat das ambitionierte Ziel, zentrale Hebel einer sozial-ökologischen Transformation zu identifizieren. Bisher haben wir noch zu wenig Verständnis darüber, was konkret eine erfolgreiche Transformation des Landwirtschafts- und Ernährungssystems ausmacht und antreibt. Wir wissen nur, dass wir zwingend handeln müssen, um Klimakrise, Artensterben sowie Umweltzerstörung aufhalten zu können.

Anhand der Entwicklung eines Modells, welches das landwirtschaftliche System erfasst und dessen Wirkmechanismen vor Ort überprüft, trägt  das Pilotprojekt zur Schließung einer Wissenslücke bei. Die Ergebnisse sollen künftig auch andere Regionen und Akteure dabei unterstützen, effektive Maßnahmen zu planen, finanzieren und umzusetzen. 

Der Ansatz der Systemanalyse

Ein  Modell, bestehende aus Variablen bildet hierbei die allgemeine Wirkungsweise des landwirtschaftlichen Systems ab und soll veranschaulichen, wie verschiedene Elemente des Systems zusammenhängen und sich positiv oder negativ beeinflussen.Hierzu wird ein verallgemeinertes Modell auf die Gegebenheiten in Rothenklempenow angepasst und die relevanten Dynamiken erfassen und modellieren zu können.

So entsteht ein übersichtliches Abbild der Funktionsweise des landwirtschaftlichen Systems vor Ort. Das besondere hierbei ist der bereits fortgeschrittene Transformationsprozess in Rothenklempenow. Denn damit sind die Voraussetzungen gegeben, um Treiber und Hebel der Transformation zu identifizieren, die in Rothenklempenow gewirkt haben. Zusätzlich werden weiterhin vorhandene Hürden sichtbar, die den Entwicklungsprozess hemmen.

Die theoretische Abbildung gilt es nun in der Praxis zu überprüfen, um herauszufinden, ob die entsprechenden Systemelemente tatsächlich wie vermutet aufeinander wirken und wie sich diese im Prozess der Transformation entwickelt haben.

Dies geschieht durch eine Reihe qualitativer Interviews mit Akteuren der Höfegemeinschaft und Umfeld. Alle für das Projekt relevanten Stakeholder aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik werden in den Prozess einbezogen und haben die Möglichkeit, ihre Erfahrungen partizipativ einzubringen und ihr Expert:innen-Wissen zu teilen. So entsteht ein vertieftes systemisches Verständnis eines landwirtschaftlichen Systems sowie über die Treiber der Transformation am Beispiel des Ortes Rothenklempenow. Zusätzlich soll gemeinsames Lernen durch Formate wie Fokusgruppen, Dialoge wie Landschaftsspaziergänge ermöglicht werden und damit ein Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. 

Projektpartner & Ergebnisse

Durchgeführt wird das Projekt vom gemeinnützigen Trägerverein des RCE Stettiner Haff´s, Verein Bildung für nachhaltige Entwicklung (BINES) e.V. in Kooperation mit der GLS Bank, context collective, FoodTogether, Geofoods sowie der Agentur für nachhaltige Entwicklung – Projekt N. Nach Abschluss des Projekts im Herbst 2022 werden alle Ergebnisse öffentlich zugänglich gemacht, um einen weiteren Austausch sowie eine Weiterentwicklung der Modelle sowie Resultate zu forcieren. 

Vorgehen Reallabor Rothenklempenow: 

Nach systemischen Analysen und der Ableitung von vielversprechenden  Handlungsoptionen sollen Prototypen entwickelt und umgesetzt werden. Hierbei sind zwei Prototypen mit ClimateFarmers und Regionalwert Leistung geplant.

Ansprechpartner: dialog@rce-stettinerhaff.eu

Felix Grünziger                       Tobias Till Keye

 

Pilot Pathway Rewilding Prozess

In einem Synthese-Prozess aller Arbeitspakete von dem Projekt REWILD_DE (siehe unten) sollen innerhalb eines
Pilotprojektes, dem sogenannten Rewilding-Pathways-Piloten (im Folgenden “Pilot”),
auf lokaler Ebene, insb. in der Gemeinde Rothenklempenow im Landkreis
Vorpommern-Greifswald, die Möglichkeiten der praktischen Umsetzung von
Rewilding-Maßnahmen eruiert und deren tatsächliche Realisierung unterstützt
werden. Dabei auftretende Wissensbedarfe, die sich für diesen Prozess als erforderlich
erweisen, jedoch nicht im Rahmen der Arbeitspakete des Projekts geleistet werden
können, werden prozessorientiert durch Machbarkeitsstudie(n) ergänzt.
Für die Umsetzung des Piloten wird vom Projektteam ein Prozess entwickelt und
durchgeführt, in dem zunächst ein breites Verständnis und eine gemeinsame
Herangehensweise entwickelt und dann in Detailbetrachtungen konkrete
Umsetzungsperspektiven erarbeitet werden. Dies geschieht mit dem Ziel, „Rewilding“
in der Kulturlandschaft zu erproben, d.h. natürliche Prozesse zu unterstützen, die
vielfältige Landschaften gestalten, sowie gestörte Ökosysteme zu regenerieren und
stark geschädigte Landschaften wiederherzustellen, ohne dabei eine
landwirtschaftliche Nutzung aufzugeben.

 

Das Pathway Pilotprojekt ist ein Teilprojekt REWILD_DE Projekt

Seit November 2021 wird das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) geförderte Forschungsprojekt „REWILD_DE – Erhaltung von Biodiversität und
Inwertsetzung von Ökosystemleistungen durch Rewilding – Vom Oderdelta lernen“
durchgeführt. Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen befassen sich im Rahmen des
dreijährigen Projekts gemeinsam mit den Potenzialen von „Rewilding“ als neuartiges
Naturschutzkonzept für die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und die
Förderung einer Natur basierten ökonomischen Entwicklung des Modellgebiets
Oderdelta in Vorpommern. Darüber hinaus untersuchen sie, inwieweit die
gewonnenen Erfahrungen und Ergebnisse auf den überregionalen Biodiversitätsschutz
übertragbar sind. Koordiniert wird das Projekt am Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung (UFZ), Projektpartner sind das Deutsche Zentrum für integrative
Biodiversitätsforschung (iDiv) und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
(MLU), die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) sowie der
Verein Rewilding Oder Delta e. V. (ROD) als Praxispartner im Untersuchungsgebiet.